ZENTRUM FÜR GANZHEITLICHE

KREBSBERATUNG

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Wiedner Hauptstraße
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VERBUNDENHEIT

Ist der Mensch ein Gemeinschaftswesen? Brauche ICH die Gemeinschaft?

Die Natur kennt für beides Beispiele und beeindruckt war ich von den Elefanten in Afrika, die Herde, Schutz der Kinder und dann kam der einsame große Elefantenbulle aus dem Wald und wurde für kurze Zeit Teil dieser Gruppe. Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass wir ohne Gegenüber uns selbst nicht finden können, wir kennen das Phänomen, dass unser eigenes Selbstbild selten mit dem Fremdbild, das von außen kommt, übereinstimmt.

Für mich ist Verbundenheit eng mit Gruppe gekoppelt: Schutz, Geborgenheit, Halt und Fürsorge, ein gemeinsames Weltbild wie das Christentum, aber auch Pflichten und Aufgaben; eine persönliche Erfahrung ist die Weisheit der Gruppe, sie eröffnet mir und uns Allen Wege und Möglichkeiten, eine Krise zu bewältigen. In der Krise bin ich schwach, fühle mich hilflos und allein. All dies kann das Verbunden-Sein mit einer Gruppe auflösen und die Wärme wird zur heilsamen Kraft. Diese Erfahrung kann jede/r in der Selbsthilfegruppe unmittelbar selbst machen. Verbunden in der Krise Krankheit, getragen durch die Gruppe erfahre ich Möglichkeiten, weil ich anderen zuhöre, wie sie ihren Weg gefunden haben.

Es gibt für mich zusätzlich eine Natur-Verbundenheit und eine Spiritualität der Verbundenheit. Hier geht es um noch größere Bereiche, derer ich ein Teil bin und die ICH erfahren darf, die mir Boden für mein Wachstum als Person geben. Im Christentum bedeutet dies: Ich gehe meinen Weg, aber Gott begleitet mich immer und überall. Das ist meine persönliche Wurzel, ich könnte es auch anders formulieren.

Die Selbsthilfegruppe der Gruppe 94 ist so eine Welt der Verbundenheit. Eine kleine überschaubare Gruppe, persönlicher Kontakt, Offenheit für viele verschiedene Ansichten und offen, dem Einzelnen seinen Weg zu belassen. Neugierig sein auf das Andere und Unterstützung geben.

Thomas Schmitt

VERBUNDENHEIT – In den Himmel kommen wir nur alle zusammen

Wenn ich in diesem Leben in den Himmel kommen will, mein Leben also in einem Zustand von Frieden, Freude und Erfüllung verbringen will, dann geht das aus meiner Sicht nur mit einer möglichst vollständigen Seele. Was für die meisten von uns wohl bedeuten würde, dass wir uns mit unseren ungeliebten, abgelehnten, im Laufe des Lebens verdrängten Seelen-Teilen auseinandersetzen müssten. Diese Hinwendung zum Verdrängten kommt wohl unweigerlich auf uns zu, wenn “Ganzheit” mehr als ein schönes Wort oder eine kraftlose Phantasievorstellung sein soll.

Aber warum kann man nicht einfach die “ Vergangenheit“ auf sich beruhen lassen? Wozu soll es denn gut sein, all das alte Zeug “wieder aufzuwärmen“? Die Vergangenheit ist doch vorbei, nicht mehr erreichbar und eh nicht mehr zu ändern. – Ganz genau! Allerdings geht es bei Ganzheit und Heilung auch gar nicht um die Vergangenheit. Es geht um die Spuren, die die Vergangenheit in mir hinterlassen hat. Spuren von Erfahrungen, die ich nicht vollständig verarbeiten konnte. Diese Spuren sind NICHT in der Vergangenheit. Sie sind JETZT da, JETZT wirksam und JETZT erreichbar. Schon eine einfache Handlung wie zwanzig, dreißig Minuten still sitzen und nichts tun außer SPÜREN, bringt uns in Kontakt mit diesen Spuren. Denn entgegen anders lautenden Behauptungen ist es überhaupt nicht schwer, diesen Kontakt herzustellen. Wir haben einfach einen großen Widerstand dagegen. Und der lässt es schwer erscheinen.

Spüren bringt uns auf die Spur zu uns selbst. Wie oft hören wir oder sagen wir selbst etwas wie „Ich verstehe das nicht!” oder „Ich möchte das verstehen!”. Ich möchte verstehen – warum ich leiden muss, warum ich dieses Problem habe, warum mir das passiert ist … Aber was soll es helfen, es zu “verstehen“? Was soll sich dadurch ändern? Und: wie viele unserer Probleme “verstehen“ wir bestens, vielleicht schon seit Jahren, können aber trotzdem nichts daran ändern? Möglicherweise heißt “ich möchte es verstehen” ja eigentlich “ich möchte es nicht spüren”. Vielleicht habe ich die Idee, dass ich unangenehme Gefühle irgendwie “wegdenken“ kann. Vielleicht glaube ich, ich muss nur recht viel und recht lange nachdenken, damit es mir besser geht. Und sollte das nicht funktionieren, muss ich mir eben noch mehr Gedanken von anderen holen, ihre Bücher lesen, ihre Videos schauen, ihre Vorträge hören. Das entsprechende Angebot ist riesig und scheint ständig weiter zu wachsen. – Eigentlich seltsam. Denn würde Heilung auf diesem Weg funktionieren, dürfte es diesen Markt schon lange nicht mehr geben.

Wie komme ich in den Himmel? So wie die innere Abspaltung von ungeliebten Teilen das ganze Leben in Schieflage bringt, so kommt es auch wieder ins Gleichgewicht, wenn innere Verbundenheit hergestellt wird. Diese Art von Verbundenheit entsteht durch Spüren. Denn Spüren ist das Gegenteil von Ablehnen. Spüren ist Annehmen. Spüren ist Verbindung herstellen. Und das ist bereits Heilung und bringt mich meinem Zentrum näher. Jenem Ort an dem ich weiß, nicht “denke“, dass ich durch und durch gut bin und dass es an mir nichts Falsches geben kann. Das Leben, von diesem Ort aus betrachtet, ist bereits der Himmel und es sind alle bei mir. Denn wenn ich an mir nichts mehr ablehne, findet sich auch nichts mehr, was ich an anderen ablehnen könnte. Das ist völlige Verbundenheit. Das ist es, wonach unsere Seele meiner Meinung nach strebt.

Christian Ponleitner, EFT-Praktiker

Dr. Thomas Schmitt April 2023

 

ONKOLOGIE IM WANDEL

Die Onkologie ist ein junges Fach in der Medizin und unterliegt einer raschen Entwicklung.

Früher waren Chirurgie, Strahlentherapie und Chemotherapie die Waffen der Medizin. Heute sind antihormonellen Therapien und die Immuntherapie gleichwertige Partner im Spektrum der Möglichkeiten geworden. Immer noch ist der Tumor / Krebs im Fokus der onkologisch tätigen Ärzte. Das Wort „personalisierte Medizin“ bezieht sich auf die spezielle Krebsart als Ergebnis von Tumorausbreitung und Histologie. Durch Kombinationen und hoch spezifischer Therapien werden im Gegensatz zu früher vor allem die Krebszellen selbst behandelt und die Belastung für den restliche Körper reduziert. Dazu kommt als Begleitung eine Therapie der Nebenwirkungen. Dies alles führt zu einer deutlichen geringeren Belastung für den Menschen. Physikalische Therapien, Ernährungsberatung und Rehabilitation nach Abschluss der Therapie begleiten den Menschen und helfen ihm, sich besser ins Leben einzugliedern. Die 5-Jahre Überlebensrate hat sich auf 8 Jahre erweitert. Krebs ist heute vielfach zu einer chronischen Krankheit geworden.

Dadurch ergeben sich auch immer mehr Spezialisierungen. Die Krebsvorsorge / Tumorvorsorge hat deutlich an Gewicht gewonnen, die häufigsten Krebsarten wie Brustkrebs und Prostata werden häufig bereits im Frühstadium gefunden und sind dadurch heilbar. Aber auch Spätkomplikationen gewinnen immer mehr an Bedeutung, da die Menschen lange mit ihrer Krankheit leben. Osteoporose, die Onko-Kardiologie sind typische Beispiele dafür und zeigen, dass diese Menschen einer speziellen Nachsorge bedürfen.

Nicht neu, aber immer bewusster zeigt sich, dass der Krebs den ganzen Menschen trifft. Verlust des Berufes oder nur noch eingeschränkte Leistungsfähigkeit wollen bewältigt und integriert werden. Die Veränderungen im Körper stellen den Einzelnen vor Herausforderungen, ein Beispiel ist das Leben mit einem Stoma (künstlicher Darmausgang).

Chemotherapie, Immuntherapie und antihormonelle Therapie beeinflussen den Hormon-Haushalt des Menschen. Störungen bis hin zum Verlust des sexuellen Befindens verstören und verändern die Menschen, ein Konflikt auf der persönlichen Ebene und ein Partnerkonflikt, der nicht selten in einer Trennung endet. Menschen mit der Diagnose Krebs haben ein Trauma erlitten, nicht selten eine Stigmatisierung, die sich meistens erst nach Abschluss der Therapie so richtig zeigt. Die Welt ist nicht mehr wie vor der Erkrankung. Eine psychoonkologische Begleitung hilft hier in der Bewältigung und Integration des neuen Selbstwertgefühls.

Die Onkologie von heute ist um viele Aspekte reicher, auch weil die Krankheit in vielen Fällen eine geheilte oder chronische Krankheit geworden ist.

Verbundenheit ist hier eine heilsame Kraft, nicht allein gelassen werden, eingebunden in eine soziale Gemeinschaft ist eine tragende Säule, mehr als die beste Medizin. An dieser Stelle ein großes Danke-Schön all diesen Menschen, die Zeit und Liebe und Zuneigung diesen Menschen schenken.
 

Dr. Thomas Schmitt, Obmann

SOMMERFEST

* HERZLICHE EINLADUNG zu unserem SOMMERFEST *
Innenhof der Gruppe 94, 1040 Wien, Wiedner Hauptstr. 60 b
Samstag, 1. Juli 2023 °*°*°*° °*°*°*° ab 14 Uhr – Open End

Gina Kekere_2304

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder und Interessierte!

„VERBUNDENHEIT“ existiert zwischen allen Wesen. Wir sind, bewusst oder unbewusst, verbunden mit unseren Mitmenschen, mit der Natur und mit einer höheren Kraft im spirituellen Sinn.

Nach der Diagnose Krebs ist es wichtig, in einer tragenden Gemeinschaft eingebettet zu sein.
In der Selbsthilfegruppe „Die Zwiebel“ gibt es die Möglichkeit zur persönlichen Erfahrung von Verbundenheit in solchen Krisenzeiten. In einem geschützten Raum kann ich offen über meine schwierige Lebenssituation sprechen und zeigen, was mich bewegt – und das ermutigt andere, es gleichzutun. Etwas sehr Persönliches mit anderen Betroffenen zu teilen schafft ein Gefühl von Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit. Ich bin nicht mehr allein. Ich fühle mich gesehen und verstanden, gleichzeitig sehe und verstehe ich die anderen – und das verbindet, das tut gut. Die folgenden Beiträge vertiefen das Thema „Verbundenheit“.

Herzliche Einladung zum SOMMERFEST im Innenhof der Gruppe 94!
Unsere Treffen am 1. Juli beginnt um 14 Uhr. Wir freuen uns, in alter und neuer Verbundenheit beisammen zu sitzen, zu plaudern, Erinnerungen und Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam zu singen, zu lachen, das Leben zu feiern – du bist willkommen!
Unsere meist kostenfreien Veranstaltungen/Aktivitäten richten sich an Betroffene, Angehörige und alle Interessierten – das vielfältige Angebot ist gewachsen. Auf dein Kommen freuen wir uns, bring doch deine Freunde mit!

Alles Gute und viel Freude beim Lesen dieses Rundbriefes!
In Herzlichkeit Gina Kekere

Petersen, Christine Barbara Dr.med.: Intuitiv gesund. Werde dein eigener Arzt. Mankau-Verlag.

Die Ärztin vereint westliche und östliche Medizin (TCM) und betrachtet den Menschen ganzheitlich. Ihr geht es darum, zu bestärken, Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen. Annehmen des Ist-Zustandes ist grundlegend. Der Weg führt von der Stärkung des Körperbewusstseins über Zulassen von Gefühlen zu Erkennen eigener Bedürfnisse und Überdenken eigener Werte. Zentral sind Selbstfürsorge und Einüben eines geänderten Blickwinkels weg von Krankheit zu Gesundheit. In gut verständlicher Weise geschrieben mit vielen Anregungen zum Nachdenken und Ausprobieren.

Thich Nhat Hanh: Ich pflanze ein Lächeln. Mit einem Vorwort des Dalai Lama. Goldmann-Verlag.

Der Autor, ein tibetischer Mönch, vermittelt einige Praktiken, wie wir Frieden und Freude im Augenblick finden können.  Es ist ein sanfter Weg des bewussten Atmens und das Einfachste: Den Tag mit einem Lächeln beginnen. Schwierige Gefühle können mit Hilfe des bewussten Atems umgewandelt werden. Da alles zusammenhängt und eins das andere bedingt, gilt es, Verantwortung zu übernehmen.

DIE SCHÖNE KERZE

Eine schöne, handgefertigte Kerze erfreute sich schon lange ihres Daseins. Stolz verglich sie sich immer wieder mit den einfachen anderen Kerzen und war mit sich sehr zufrieden. Doch eines Tages näherte sich ihr ein Zündholz und sprach sie an: „Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden.“

Da erschrak die prächtige Kerze sehr. „Oh nein! Alles, nur das nicht!“, begann sie zu jammern. „Wenn du mich anzündest, werde ich verbrennen und niemand kann mehr meine Schönheit bewundern. Bitte, tu das nicht!“ Die Kerze begann herzerweichend zu weinen. Das Zündholz wartete, bis sie sich etwas beruhigt hatte, und fragte sie dann: „Aber willst du immer kalt und hart hier stehen bleiben, ohne je gelebt zu haben?“

„Aber Verbrennen tut doch weh und davor habe ich große Angst. Und wenn ich niederbrenne, verschwinde ich doch!“, wandte nun die schöne Kerze ein und begann erneut zu schluchzen. „Da hast du schon recht“, stimmte ihr das Zündholz zu. „Aber ist das nicht auch das Geheimnis unserer Berufung? Wir beide sind dazu da, Licht zu sein. Ich kann nur wenig tun, ich kann dich nur anzünden und dann verlöschen. Mache ich das aber nicht, verfehle ich den Sinn meines Daseins. Ich kann nur Feuer entfachen. Du aber bist eine Kerze! Du kannst für andere leuchten und ihnen Wärme schenken. Alles, was du an Schmerz und Kraft hingibst, verwandelt sich in Licht und Wärme. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst, denn andere werden dein Feuer in ihrem Inneren weitertragen. Nur wenn du dich deiner Bestimmung versagst, wirst du sterben.“

Immer noch ängstlich, aber auch stolz auf ihre Bestimmung, willigte die schöne Kerze schließlich ein und bat das Zündholz, sie anzuzünden.

 

Aus: Geschichten für ein offenes Herz und einen wachen Geist

LICHT und SCHATTEN aus schamanischer Sicht

Die Tage werden kürzer, die Nächte werden länger, wir tauchen ein in die tiefe Dunkelheit. Eine wunderbare Zeit für die schamanische Arbeit. Der Schleier, der unsere Wirklichkeit von der Anderswelt, der Nichtalltäglichen Wirklichkeit trennt, wird dünner. Wenn wir still werden in diesen langen Nächten, hören wir, spüren wir, fühlen wir die Anwesenheit von unsichtbaren Wesen, wir träumen vielleicht von Verstorbenen, von unseren Ahnen.

Allerheiligen, Allerseelen, diese Tage, an denen wir unsere Verstorbenen ehren, sie am Friedhof besuchen, fällt in diese immer dunkler werdende Zeit. Wir zünden Kerzen an, weil ihr Licht unsere Seele nährt und wärmt. Wir rufen die Feuergeister, die Salamander. Wenn man lang genug in die Kerzenflamme schaut, kann man sie manchmal erkennen – kleine tanzende Wesen, die unser Herz erfreuen.

Die vier heiligen Elemente – Feuer, Wasser, Luft und Erde – haben im Schamanismus eine besondere Bedeutung. Die gesamte Schöpfung wurde aus diesen Elementen geschaffen. Sie existieren als feinstoffliche Prinzipien und wirken auf uns sowohl auf der feinstofflichen wie auch auf der körperlichen Ebene. Daher verbindet sich der/die schamanisch Tätige mit den Elementen, um deren Kraft in Rituale einfließen zu lassen. Wenn wir das Feuer rufen, rufen wir eine dynamische, dem Männlichen zugeordnete Energie. Die Kraft dieses Elements kann unsere Lebenskraft aktivieren und Liebe und Leidenschaft in unser Leben bringen.

Gönnen wir uns in dieser dunklen Zeit immer wieder eine kleine Auszeit. Zünden wir eine Kerze an, atmen tief durch und verbinden uns mit unserem Herzen. Lassen wir die Herzensflamme immer stärker leuchten, bis wir ganz erfüllt sind von diesem Licht und versuchen wir, dieses Licht in unseren Alltag mitzunehmen.

Christian Ponleitner_2211

EIS und FEUER – ANGST und LIEBE

Was kann Verbundenheit für die Heilung tun?

Heilung? – Was ist Krankheit? Aus meiner Sicht ist Krankheit die Folge von Trennung. Was ist Heilung? Aus meiner Sicht der Zustand der Verbundenheit. Und bei all dem spielen Angst und Liebe eine große Rolle. Denn Angst entsteht durch das Gefühl der Trennung und Trennung wird durch die Erfahrung von Verbundenheit geheilt. “Trennung” und “Verbundenheit” beziehen sich sowohl auf das Verhältnis zu sich selbst wie auf das Verhältnis zur Welt. Aber die Verbundenheit mit sich selbst scheint die Basis für jede andere Art von Verbundenheit zu sein. Was ich in meiner Praxis erlebe ist, dass das Eis der Erstarrung mit dem Feuer der Liebe, man könnte auch sagen der Bewusstheit, geschmolzen wird und der Mensch dadurch wieder in seinen lebendigen natürlichen Zustand findet. Dabei sind es gerade jene Teile von mir, die ich selbst ablehne, welche diese bewusste Zuwendung brauchen.

Wie sind diese ungeliebten Teile entstanden? Meiner Meinung nach durch teilweise sehr frühe Trennungserfahrungen, die nicht verarbeitet werden konnten und daher verdrängt werden mussten. Sie wandern also nach innen und werden dort zu einem Herd ständiger Unruhe und innerer Anspannung. Ich bin jetzt von mir selbst getrennt und damit nicht mehr eins. Ich leide unter dieser inneren Spaltung und ich projiziere sie auf die Welt und erhalte die entsprechenden Reaktionen, die meine Annahmen über die Welt und mich selbst wieder und wieder bestätigen. Ich habe in Wirklichkeit also Angst vor meinen eigenen inneren Bildern, nicht vor der Welt. So gesehen sind die meisten Ängste irrational, das heißt sie sind unangebracht und führen daher zu unangemessenen Reaktionen. Auch Todesangst gehört zu dieser Kategorie, weil wir mit unserer Sterblichkeit eigentlich vertraut sind.

Was kann also getan werden, um das Eis der Angst und Erstarrung zu schmelzen? Es gilt, die richtigen Bedingungen für die Erfahrung der Verbundenheit herzustellen, vor allem mit der eigenen Seele. Wenn gute Bedingungen dafür bestehen, den inneren Abspaltungen zu begegnen, entsteht sofort Verbundenheit und das ist bereits die Heilung. Wenn eine innere Trennung geheilt ist, erlebe ich mich selbst sofort anders und ich erlebe die Welt sofort anders.

Was also tun? Vor allem eines: spüren. Ich kann Angst dadurch verringern, dass ich mir den Gegenstand meiner Angst vertrauter mache. Was mir vertraut ist, macht mir keine Angst. Je vertrauter desto weniger Angst, je fremder desto mehr Angst. Das gilt auch für die Angst selbst. Angst kann man – wie jedes andere Gefühl – bewusst spüren. Das Spüren macht sie kleiner, verwandelt sie. Wie bei jedem anderen Gefühl gilt, dass die Fremdheit das Problem ist, nicht das Gefühl selbst. Wirkliche Sicherheit entsteht nicht durch Abgrenzung, sondern durch möglichst tiefe Verbundenheit.

Wie kann man also all die eisigen Erstarrungen loswerden und wieder in den hellen warmen Fluss des Lebens eintauchen? Meiner Erfahrung nach führt uns das bewusste Spüren und Annehmen von allem, was angstbesetzt ist, automatisch und zuverlässig in die richtige Richtung, hin zu einem friedvollen und erfüllten Lebensgefühl, das wir weder erzeugen noch erreichen können, sondern für das wir uns einfach nur öffnen können. Und genau das geschieht in dem Moment, wo die Liebe und die Bewusstheit das Eis schmelzen.

Christian Ponleitner, EFT-Praktiker