Was für ein alter Begriff?! Er hat mich sofort angesprochen, und das Gedicht von Christa hat mich berührt. Wie schön das klingt: Einkehr halten, zur Ruhe kommen, Pause, Atem holen, Halt und Rast. Wann hatte ich meine letzte „Rast“, wo wir doch alle so rastlos sind, es eilig haben, nur nichts versäumen wollen, alles auskosten wollen – natürlich nur im positiven Sinne. Doch spielt das Leben wirklich so mit uns? Ist das nicht bereits ein Widerspruch! Das Leben spielt mit uns. Auf unserer Reise passiert so viel, was wir nicht gerufen haben.
Einkehr heißt auch innere Sammlung, Überdenken, Prüfen der eigenen Situation, Selbstbesinnung. Wann hatte ich zuletzt Zeit zum Nachdenken. Interessanterweise jetzt gerade, wo die Pandemie uns viel Zeit geschenkt hat. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit geben mir Zeit, doch sie machen uns auch Angst. Wo führt das hin? Am Horizont taucht ein Gedanke auf, dass mein Leben vielleicht auf falschen Werten basieren könnte!
Angst kann sich breit machen und solange ich mit mir allein dies durchdenke, kann die Angst durchaus wachsen. Ich brauche die Gemeinschaft für den Austausch, für neue Informationen, um meinen Wertehorizont neu regeln zu können. Doch genau diese Gemeinschaft fehlt mir. Abstand halten, Maske tragen, unnötige Treffen vermeiden. Andere sind um mein Wohl besorgt und packen mich ein in Isolation. Doch wenn ich sterben soll, ist es gleichgültig für mich, ob ich an Krebs oder einem Virus sterbe. Interessanterweise ist dies für die anderen nicht so! Schicksal versus Schuld, daher bitte bleibe für dich. Wie weit darf das Wohl der Gesellschaft über mein persönliches Wohl stehen, besonders da sehr viele Menschen nicht nur eine Krise meistern müssen, sondern mehrere Krisenbaustellen in ihrem Leben haben.
Wir öffnen unsere Programme und Treffen in der Gruppe 94 wieder, damit DU Einkehr halten kannst. Wir wollen das Risiko für dich und alle Anderen minimieren, daher gibt es einige neue Regeln. Wir glauben, dass gerade jetzt eine Besinnung gut ist, dass eine Rast in einer Gruppe gleich Betroffener guttut, dass reden hilft, sich innerlich zu sammeln, um den eigenen Weg wieder gut gerüstet fortsetzen zu können.
Thomas Schmitt