Ich sitze beim Fenster und blicke hinaus auf den Hof. Es ist ein grauer, trüber Tag, so trüb wie meine Stimmung. Der Lockdown hat mir an den Nerven gezerrt. Den ersten habe ich noch relativ gut „durchgetaucht“, doch nun nach einem Jahr bin ich Corona-müde. Der Impfplan schleppt sich dahin, immer wieder neue Nachrichten, Zahlen, Fakten, Vertröstungen. Die guten Tipps, wie diese Zeit gut zu bewältigen ist, wie Bewegung machen, Kontakte pflegen, sich beschäftigen, haben sich mittlerweile abgenutzt. All das habe ich ausprobiert und wirklich, zeitweise war das hilfreich.
Wie durchhalten? Wie umgehen mit all den Emotionen wie Angst, Unsicherheit, Einsamkeit, Sorge, Zorn?
Ich schaue aus dem Fenster und sehe Wolken vorüberziehen…Auch diese Situation wird vorübergehen. Ich blicke in die Ferne und atme: Ein, aus. Die Weite sagt mir: Ich bin nicht allein, allen Menschen geht es so und vielen noch viel schlechter. Alle möchten, dass es ihnen gut geht. Ich habe eine Wahl: Ich kann weiter trübsinnig und niedergeschlagen sein oder ich kann etwas Liebevolles für mich tun. Hier und jetzt bin ich sicher.
Ja, Musik! „Stand by me“ von Ben King.
Wenn die Nacht gekommen ist
Und das Land im Dunklen liegt
Und der Mond das einzige Licht ist, das wir seh’n
Nein, ich werde keine Angst haben
Oh, ich werde keine Angst haben
So lange du, so lange du zu mir stehst.
Diese Zeilen bringen mich zum Nachdenken. „Du“ kann ein Mensch sein, ein Lebewesen, für manche eine Höhere Macht. Und wenn gerade nichts davon passt…
Eine Stimme flüstert: Ich bin da.
Ich lasse mich nicht im Stich. Ich stehe zu mir.