Dieser Satz begleitet mich schon fast mein ganzes Leben lang. Immer wieder achtete ich darauf, dass ich glücklich bin. Ich achtete darauf, dass meine drei Kinder und mein Mann glücklich sind. Wenn meine drei Kinder glücklich waren, war ich es auch. Wenn mein Mann glücklich war, war ich es auch. Bis auf einige wenige jahreszeitlich bedingte Viruserkrankungen hatten meine Familie und ich keinerlei Beschwerden bzw. keine Krankheiten. Wir durften uns also in die Kategorie „gesund“ einstufen. Wir waren gesund – wir waren glücklich.
Vor ungefähr einem Jahr brachte mich mein Schicksal in ein derartiges Ungleichgewicht, dass dieses Gefühl nur ganz schwierig mit Worten zu beschreiben ist. Bis zu diesem Tag dachte ich immer, dass ich für immer jung und gesund bleiben werde… dass es immer nur die Anderen trifft… dass ich unverletzlich bin… dass ich unverwundbar bin… dass ich für immer und ewig glücklich sein werde… dass es das Leben gut mit mir meint…
Ich wurde eines „Besseren“ belehrt. Vollkommen aus dem Leben gerissen, landete ich aufgrund unterschiedlicher Beschwerden im Krankenhaus in der Notaufnahme. Wenige Zeit und viele Untersuchungen später fand ich mich, fast in Lichtgeschwindigkeit, im Operationssaal wieder. Ich sollte erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man nach einer fast 5-stündigen Not-Operation wieder aufwachen darf. Im Anschluss folgte ein 10-wöchiger Spitalsaufenthalt mit weit mehr Tiefen als Höhen. In dieser Zeit sollte ich auch noch erfahren, dass mein Körper offensichtlich viel mehr aushält, als ich es je für möglich gehalten hätte.
Ich hinterfragte alles. Meine Ansichten. Meine Anschauungen. Meinen Glauben. Meine Aussagen. Ich hinterfragte alles, was ich bisher meinen Kindern vorgelebt hatte. Mein Glück. Mein Glück war plötzlich weg. Die Gesundheit. Meine Gesundheit war plötzlich weg. Das einzige Glück, welches für mich wichtig gewesen wäre, wäre Gesundheit gewesen. Von Gesundheit fühlte ich mich jedoch zum damaligen Zeitpunkt Lichtjahre entfernt. Mir war zwar früher auch schon bewusst, dass Gesundheit eines der wichtigsten Dinge im Leben war. Aber in dieser Dimension war es mir nicht bewusst. Wo war mein Glück? Wo war mein glücklich-sein? Wo war meine Gesundheit? Wo war mein gesund-sein? Alles war weg! Nichts davon war mehr da. Nichts davon war mehr spürbar.
In den vielen Wochen, in denen ich im Krankenhaus lag, hatte ich sehr viel Zeit zum Nachdenken – über Glück und Gesundheit. Dadurch lernte ich unter anderem, wahre Werte zu erkennen. Ich lernte zu erkennen, was mein Körper braucht. Ich lernte, auf meine Bedürfnisse zu hören. Ich lernte, welche Behandlungen meinem Körper gut tun. Ich lernte, Ärzten zu vertrauen. Ich lernte, der Medizin zu vertrauen. Ich lernte zu erkennen, welche Personen ehrlich zu mir waren. Ich lernte zu erkennen, was Freundschaft bedeutet. Ich lernte, auf mein Gefühl zu hören. Dies alles machte mich glücklich. Und so kam es auch, dass ich langsam wieder auf das Glück vertraute, meine Gesundheit wieder zurückzuerlangen.
Während des ganz und gar für mich nicht einfachen Jahres, habe ich Vieles erfahren dürfen und müssen… was es bedeutet, zu trauern… was es bedeutet, mit Kränkungen umzugehen… was es bedeutet, ein Trauma zu erleben… was es bedeutet, Erlebtes aufzuarbeiten… was es bedeutet, mit Defiziten zu leben… was es bedeutet, meinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist… All diese Lernprozesse sind noch lange nicht abgeschlossen. Aber ich arbeite daran. Täglich. Von meiner Familie werde ich liebevoll unterstützt. Meine Kinder geben mir die Kraft, die ich benötige. Ich bemühe mich sehr, um in das Leben, das ich früher gelebt habe, zurückzukehren. Ich schaffe das. Bestimmt. Und das macht mich glücklich. All das ist für mich Glück – ALL DAS IST FÜR MICH GESUNDHEIT.
Die Verfasserin dieses Beitrages möchte anonym bleiben